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Fragwürdige Jury Entscheidung
TAZ Artikel vom 10. November 2020
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Oktober 2020
Offener Brief an die Stiftung Kunstfonds
anlässlich der Vergabe des Stipendiums für Künstler*innen mit Kindern unter 7 Jahren
im Rahmen des Sonderförderprogramms 2020/21 – NEUSTART KULTUR
Sehr geehrte Frau Prof. Monika Brandmeier, Im Rahmen der Ausschreibungen zum Programm NEUSTART KULTUR wurde im September das Stipendium für Künstler*innen mit Kindern unter 7 Jahren vergeben, welches wir als Bündnis von Künstler*innen mit Kindern grundsätzlich sehr begrüssen. Es ist erfreulich, dass diese Lücke in der Förderlandschaft erkannt und mitgedacht wurde. Völlig unverständlich ist aber das Ergebnis dieser Vergabe. Wie konnte es dazu kommen, dass ein Stipendium, das speziell für Künstler*innen mit Kindern unter 7 Jahren ausgerufen wird, an 48 Männer und an nur 43 Frauen, sowie 3 Paare, vergeben wird? Es wurde noch nicht einmal eine paritätische, geschlechtergerechte Verteilung erreicht, sondern an mehr Männer als Frauen vergeben. Dabei ist gerade während der Corona-Krise umso klarer geworden, dass der Hauptteil der familiären Arbeit immer noch bei den Frauen liegt und dass wir von einer geschlechtergleichen Verteilung der häuslichen Aufgaben noch sehr weit entfernt sind. Der Hauptteil dieser Stipendien hätte an Frauen vergeben werden müssen, denn sie sind es, die alleine schon durch Schwangerschaft und Stillzeit Ausfälle haben; sie sind es, die ihre Karrieren für längere Zeit hinten anstellen, um sich um die Kinder zu kümmern und die dadurch Lücken im Lebenslauf und in ihrem künstlerischen Schaffen aufweisen. Manche schaffen den Wiedereinstieg nur schwer oder gar nicht, unter anderem, weil wir immer noch in einem sehr familienunfreundlichen Fördersystem feststecken. Dies ist durch aktuelle Zahlen und Studien belegt, auf die wir bereits im Vorfeld zusammen mit unseren Schwesterinitiativen k+k berlin und Mehr Mütter für die Kunst Hamburg in einem Schreiben an Sie vom 4. August 2020 hingewiesen haben. Die Liste der Stipendiat*innen haben wir uns etwas genauer angeschaut und unter den Ausgewählten befinden sich A-Lister*innen, die bereits im MOMA New York ausstellten, sowie vielfach jährlich hochdotiert gefördert wurden (teilweise auch mehrfach durch die Stiftung Kunstfonds) und die in international agierenden Galerien vertreten sind. Die Stiftungsidee der Stiftung Kunstfonds formuliert sich aber anders: „Die Jurys richten Ihr Augenmerk besonders auf die Unterstützung des künstlerischen Nachwuchses und die Mitfinanzierung innovativer Projekte, die durch das Raster des zunehmend kommerzialisierten Kunstbetriebes zu fallen drohen.“ Gerade für ein Stipendium dieser Art und unter den besonderen Bedingungen wäre es wohl richtiger gewesen, diese Leitidee umzusetzen und die Förderungen denjenigen zuzusprechen, die dieser Vorgabe entsprechen und die ein Stipendium jetzt dringend brauchen. Unabhängig davon sind auch wir der Meinung, dass die Qualität der Arbeiten ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl sein sollte, auch wenn es notwendig ist, dass man bei Künstler*innen mit Kindern die genannten Lücken berücksichtigt. Umso mehr überraschten uns die teilweise sehr vollen und lückenlosen Lebensläufe der Stipendiat*innen, wo man sich fragt wann sie noch ihre Kinder betreuen. Ebenso finden sich neben A-Lister*innen auch viele Künstler*innen wo sich die geforderte Qualität gar nicht erkennen lässt, andere arbeiten vorrangig in anderen Sparten wie Film, Foto oder Musik. Die meisten Stipendiat*innen kommen aus Berlin und aus dem Raum Süddeutschland zählen wir nur sechs Stipendiat*innen, spiegelt sich das auch in den Bewerber*innenzahlen wieder? Uns ist natürlich bewusst, dass es nicht möglich ist, in der Kürze der Zeit und bei der Summe der Bewerbungen alles richtig zu machen, vor allem weil es für das Programm noch keine Blaupause gibt. Dennoch erwarten wir von einer bundeseigenen Stiftung eine sorgfältige und gewissenhafte Arbeit. Die Abfrage der sozio-ökonomischen Lebensumstände wäre hier absolut notwendig gewesen, ebenso wie eine Abfrage bei den Vätern darüber, wie umfänglich sie sich um Kinder und Haushalt kümmern. Wir fordern, in Union mit unseren Schwesterinitiativen in Berlin und Hamburg, eine dezidierte Stellungnahme der Stiftung Kunstfonds zu der hinsichtlich „NEUSTART KULTUR – Stipendien für Künstler*innen mit Kindern unter 7 Jahren“ erfolgten Verteilungspolitik und die Beantwortung folgender Fragen:
Wir hoffen natürlich, dass der Bedarf im vollen Umfang erkannt wurde und ein Stipendium dieser Art dauerhaft Einzug in die Förderlandschaft findet, auch bei der Stiftung Kunstfonds. Für Künstler*innen mit Kindern, die nicht regelmäßig auf lange Residencies gehen können und nicht so flexibel und international agieren können wie ihre Kolleg*innen, sind Arbeitsstipendien umso notwendiger, damit sie an ihrer eigenen Arbeit vor Ort weiterarbeiten können ohne dem ständigen finanziellen Druck ausgeliefert zu sein, der mit Familie wächst. Zudem fordern wir eine zeitnahe zweite Vergaberunde, die sich speziell auf Künstlerinnen mit Kindern bezieht und unsere genannten Kriterien zur Vergabe berücksichtigt. Es eilt, da in diesem Corona-Jahr viele professionelle Künstlerinnen, insbesondere mit Kindern, akut existenziell bedroht sind, und zudem auch noch häufig durch weitere Förderraster fallen. Diese akute Situation betrifft nicht nur Einzelschicksale, sondern auch damit die gesamte Kunst- und Kulturwelt, der eine große und wichtige Gruppierung von hochqualifizierten kunstschaffenden Frauen verloren geht. Gerade in der Corona-Krise wird im großen Stile am tatsächlichen Bedarf vorbei gefördert, das sollte hier nicht noch einmal passieren. Für Beratungsleistungen bezüglich Stipendien dieser Art oder um die Situation der Künstler*innen mit Kindern weiter zu erläutern stehen wir natürlich gerne jederzeit zur Verfügung. Mit freundlichen Grüssen, Gabi Blum und Anna Schölß |
Offener Brief als PDF Version (160KB)
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Foto: Constanza Meléndez
Zum Nachlesen:
Publikation
fair share! Sichtbarkeit für Künstlerinnen
mit allen Redebeiträgen von der Demo zum Weltfrauentag am 8. März 2020
vor der
alten Nationalgalerie, Berlin
fair share! PDF Booklet (2,3MB)
Gruß zum Muttertag im Mai 2020
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Gabi Blum (K&K – Bündnis Kunst & Kind München) Am Sonntag den 3. Mai 2020 ensteht das Video „Kinder Kunst Corona“ relativ spontan als One Shot. Vier Künstlerinnen aus verschiedenen Städten treffen sich online um sich nach sieben Wochen Lockdown über die Situation der Künstlerinnen in Elternschaft auszutauschen. Ein roher, ungeschnittener und fast dadaistischer Dialog ensteht, denn zuvor wurden weder der konkrete Ablauf noch die Inhalte abgesprochen. Die Künstlerinnen reagieren spontan und zufällig aufeinander, sie tragen vorbereitete und freie Texte vor, die sie selbst formuliert oder aus dem Umfeld gesammelt haben, die aus der aktuellen Berichterstattung herausgenommen wurden oder Zitate von Politiker*innen und anderen Verantwortlichen sind. Im Videomitschnitt entsteht eine besondere Art von künstlerischer Performance, die das Stimmungsbild dieser seltsamen Zeit in seiner ganzen Vielfalt abbildet. Die Corona-Krise hat neben den dramatischen gesundheitlichen Gefahren auch einen anderen Aspekt: Sie verstärkt krankhafte Systeme und Dynamiken, die bereits existieren und deckt diese unerbittlich auf. Dass Care-Work und die Gleichstellung der Frauen im Jahre 2020 wieder auf ein Niveau der 50er Jahre zurückgefallen sind, ist eigentlich gar nicht so überraschend. Auch die Kulturbranche trifft der Totalausfall besonders hart, man kann sich also vorstellen, was das für die Situation der Künstlerinnen mit Kindern bedeutet. Dennoch heißt es gemeinhin: In der Krise sollen die Menschen zusammenstehen, so die Politiker*innen. Dass aber größtenteils die Frauen wieder einmal wie selbstverständlich ihre berufliche Tätigkeit und finanzielle Unabhängigkeit drastisch und klaglos einschränken und den Hauptteil der Care-Arbeit übernehmen, weil Betreuungseinrichungen geschlossen werden, hat erstmal so richtig niemanden empört. Vermutlicherweise liegt das daran, dass Eltern wie auch Künstlerinnen oftmals eine schlechte bis gar keine Lobby haben, die sich, vor allem jetzt, für ihre Interessen einsetzen kann. Doch die Übernahme von Kümmer-Tätigkeiten sind ein notwendiger Akt der Solidarität und Kinder vielleicht die systemrelevanteste Gruppe die es gibt! Dass diese Verpflichtung zur Solidarisierung aber für männliche Arbeitnehmer und Chefetagen nicht zwingend geltend gemacht wird, sowie der Fakt, dass man kaum Videobotschaften von Frauen findet, motivierte die Protagonistinnen zu diesem Video. www.kundk.xyz |
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K&K fährt nach Berlin im März 2020
fair share!
Sichtbarkeit
für Künstlerinnen
Demo * vor der alten Nationalgalerie, Berlin * Weltfrauentag 8. März 2020
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Facebook Event: www.facebook.com/events/123222612440047/
Auszug aus der Pressemeldung
Einführung von deutlich mehr und gezielten Förderungen und Preisen für
Künstlerinnen aller Altersstufen
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K&K Kongress im Sardenhaus 2019
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K&K Ausstellung im Kloster Schlehdorf 2018
Foto: Ivan Baschang
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K&K
ist ein Bündnis von und für Künstler*innen mit Kindern, gegründet im Februar 2018 von Anna Schölß und Gabi Blum.
K&K pflegt einen Verteiler von mittlerweile über 100 Adressen.
K&K strebt eine dauerhafte Tätigkeit an und will zum einen die Arbeitsbedingungen von Künstler*innen mit Kindern verbessern
und sich für ihre Interessen stark machen, zum anderen geht es um Netzwerkbildung und das gemeinsame Arbeiten an Projekten,
sowie Bündeln und Archivieren von Informationen.
K&K veranstaltet regelmäßige diskursive Treffen mit Gästen, die zum Thema referieren und mit den Teilnehmer*innen diskutieren.
Wechselweise trifft man sich in Ateliers und Ausstellungsräumen.
Zu Gast waren bisher Friedel Schreyögg (Vorsitzende der Gedok), Alix Stadtbäumer (Künstlerin und Kuratorin der Artothek),
Susanne Witzgall (Leitung cx centrum für interdisziplinäre Studien an der AdBK München),
Frauke Meyer (Frauenkulturbüro NRW), Uli Aigner (Künstlerin aus Berlin), Lisa Britzger (Kuratorin) und
Julia Maier (Kuratorin und künstlerische Mitarbeiterin AdBK München).
Im Herbst 2018 richtete K&K ihre erste Ausstellung Beste Aussichten im Kloster Schlehdorf mit 54 teilnehmenden Künstler*innen aus.
Im Herbst 2019 folgte der K&K Kongress mit Beste Aussichten II im Sardenhaus mit Podiumsdiskussion, Salon, Ausstellung und Performances.
Zum Weltfrauentag 2020 nimmt K&K an der Demonstration fair share! Sichtbarkeit für Künstlerinnen vor der Alten Nationalgalerie teil.
Während des Lockdowns veröffentlicht K&K eine Videobotschaft zusammen mit den Schwesterinitiativen aus Hamburg und Berlin.
K&K übt Kritik an der Verteilungspolitik der Stiftung Kunstfonds im Rahmen der Vergabe von Neustart Kultur – Stipendium für Künstler*innen mit Kindern unter 7 Jahren.
Für 2021 sind wieder regelmäßige K&K Treffen geplant sowie eine Ausstellung mit womöglichker Kunstpreisvergabe und Publikation.
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Mehr Mütter für die Kunst Hamburg
kunst + kind berlin
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